Unser Innovationsfondsprojekt, gefördert vom Gemeinsamen Bundesausschuss - Innovationsausschuss
Förderkennzeichen 01VSF23029 | Förderzeitraum 01. November 2023 - 31. Oktober 2026
Die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen geht nur zögerlich voran. Bereits erprobte eHealth-Lösungen wie die Telemedizin, Gesundheits-Apps oder die elektronische Patientenakte sind bisher kaum im Versorgungsalltag angekommen oder finden wenig Akzeptanz. In Arztpraxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen fehlen wirksame Strategien, um digitale Innovationen in bestehende Arbeitsabläufe einzuführen und dort dauerhaft zu etablieren.
In unserem vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderten Innovationsfonds-Projekt eHealth-COMPATH, das solimed als Konsortialführer leitet, untersuchen wir zusammen mit unseren Projektpartnern, welche Barrieren bisher die Umsetzung von innovativen Ideen verhindern. Das Ziel ist ein intuitiv nutzbares Toolkit. Dieses soll für zukünftige Implementierungen von eHealth-Lösungen zur Verfügung stehen und auf verschiedenste Bereiche übertragbar sein.
Kernstück des Forschungsprojektes ist der sogenannte Concept Mapping Ansatz. Dabei handelt es sich um ein etabliertes Verfahren aus der Pädagogik, um komplexe Zusammenhänge und Konzepte strukturiert darzustellen. Ideen werden erhoben, zu Gruppen geordnet und im Anschluss nach Wichtigkeit und Relevanz gewertet. Wir möchten den Concept Mapping Ansatz so anpassen, dass er sich auch für Interventionen im Gesundheitswesen eignet. Für unser Projekt werden daher zunächst verschiedene Akteure aus dem Gesundheitswesen zu ihren Erfahrungen bei der Einführung neuer eHealth-Lösungen befragt. Literatur zum Thema wird systematisch durchsucht. Die Erkenntnisse aus Interviews und Literaturrecherche führen zu der erwünschten Anpassung des Concept Mappings.
Als praktischen Anwendungsfall für unsere Studie haben wir die Einführung des E-Rezeptes an der Schnittstelle von Arztpraxen zu Solinger Pflegeeinrichtungen gewählt. Die Barrieren, aber auch die fördernden Faktoren, die bei der Umstellung auf den neuen Prozess entstehen können, werden erhoben. Mögliche Lösungsstrategien werden abgeleitet und nach ihrer Relevanz und Umsetzbarkeit im Alltag bewertet. Am Ende werden Strategien ausgewählt und im Rahmen des Toolkits als Handlungsleitfaden umgesetzt.
Das so entstandene Toolkit kann nach Projektende flexibel auf die Einführung anderer eHealth-Lösungen angewendet werden und Verantwortliche bei der passgenauen Auswahl von Implementierungsstrategien unterstützen.
Unsere Konsortialpartner im Forschungsprojekt eHealth-COMPATH:
Lehrstuhl für Versorgungsforschung und Gesundheitsökonomie der Bergischen Universität Wuppertal
PMV forschungsgruppe der Uniklinik Köln
AMIB der Ruhruniversität Bochum
Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin
Weitere Kooperationspartner im Projekt:
Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein
Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe
Die erste Phase des Projektes schließt mit einem sogenannten Konsensusworkshop. Teilnehmen werden sowohl die Vertretungen der Projektpartner als auch Befragte aus den durchgeführten Experteninterviews. Die Anpassungen am klassischen Concept Mapping Ansatz, die sich aus den Ergebnissen der Interviews und der Literaturrecherche ergeben haben, werden vorgestellt und diskutiert. Im Ergebnis steht der auf das Gesundheitswesen angepasste Concept Mapping Ansatz fest, der in einem vorläufigen Toolkit umgesetzt wird.
Um einen allgemeingültigen Leitfaden zu erstellen, wie man zukünftig digitale Innovationen besser etablieren und einführen kann, benötigen wir einen sogenannten Use Case, an dem wir das Konzept in der Praxis auf seine Tauglichkeit testen können. Als praktischen Anwendungsfall für unsere Studie haben wir die Einführung des E-Rezeptes an der Schnittstelle von Arztpraxen zu Solinger Pflegeeinrichtungen ausgewählt. Während das E-Rezept bereits seit Januar 2024 verpflichtend in den Arztpraxen eingeführt wurde und für Patientinnen und Patienten schon zum Alltag gehört, werden für Pflegeeinrichtungen zwar E-Rezepte ausgestellt, die aber doch zusätzlich auf Papier ausgedruckt werden, da die Grundlagen für eine elektronische Übermittlung noch nicht verpflichtend sind. Um auch hier eine papierlose Nutzung des E-Rezeptes möglich zu machen, muss zunächst die digitale Vernetzung (die sog. TI-Anbindung) der Pflegeeinrichtungen hergestellt werden. Bis Juli 2025 müssen laut gesetzlicher Frist alle Pflegeeinrichtungen in Deutschland an die Telematikinfrastruktur angeschlossen sein, was aufgrund diverser Hürden schwer zu realisieren sein wird. Wir konnten jetzt in Zusammenarbeit mit dem eGBR (elektronisches Gesundheitsberuferegister) und einem qualifizierten Vertrauensdiensteanbieter ein Fast-Track-Verfahren erwirken, in dem die Anträge von stationären Pflegeeinrichtungen des Solinger Pflegeverbundes priorisiert bearbeitet werden. So können lange Wartezeiten vermieden und die Solinger Pflegeeinrichtungen schneller angebunden werden. Die ersten Pflegeeinrichtungen nutzen dieses Angebot schon. Damit ist die Basis für die nächsten Schritte unseres Projektes gelegt.
Aus bisherigen Erfahrungen sollen Barrieren und fördernde Faktoren bei der Implementierung von eHealth-Lösungen identifiziert werden. Dazu führen die Projektpartner Interviews mit implementierungs- und strukturverantwortlichen Akteuren (z.B. Krankenkassen, IT-Industrie, Kassenärztliche Vereinigungen) und Haus- und Fachärzten durch. Die Ergebnisse aus diesen Befragungen werden aufbereitet und analysiert und dienen unter anderem als Basis für den im Dezember 2024 stattfindenden Konsensusworkshop.
Durch eine systematische Recherche von wissenschaftlicher Literatur werden Studien ausgewertet, die sich mit partizipativen Entwicklungsansätzen beschäftigt haben. Daraus soll eine erste Aufstellung potenzieller Erfolgsfaktoren für die Gestaltung partizipativer Entwicklungsprozesse bei Implementierungsstrategien hervorgehen. Das Ergebnis dieser Recherche dient unter anderem als Basis für den im Dezember 2024 stattfindenden Konsensusworkshop.
Im November 2023 ging unser Projekt eHealth-COMPATH erfolgreich an den Start. Bei einem ersten Kick-Off Meeting am 12. Dezember 2023 im Gründer- und Technologiezentrum Solingen nutzten die Konsortial- und Kooperationspartner die Gelegenheit zum gegenseitigen Kennenlernen und Austausch. Alle Beteiligten stellten sich und ihre Arbeitspakete vor, die für die kommenden 3 Jahre geplant sind. Das Vorhaben, am Ende des Projektes den verschiedenen Akteuren im deutschen Gesundheitswesen ein intuitiv nutzbares Toolkit zur Verfügung stellen zu können, um eHealth-Lösungen zukünftig effektiver und erfolgreicher implementieren zu können, wurde mit viel Motivation angegangen.
Die Projektbeteiligten beim Kick-Off-Meeting im Dezember 2023